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Klassiker zum Spargel: 2008 Fürstenfass Riesling, Weinkellerei Hohenlohe, Württemberg

von weinnase
03. Juni 2009

2008 Fürstenfass Riesling
Rieslingweine zählen nach wie vor zu den beliebtesten Begleitern traditioneller Spargelgerichte, vor allem wegen der riesling-typischen Säure. Früher, als Spargel noch eine knackig-bittere Geschmacksnote hatte (wer erinnert sich noch?), muss diese Allianz noch kongenialer gewesen sein. Heute schmeckt Spargel gefälliger, aber Riesling kann man immer noch gut dazu trinken, wie fast alle fruchtbetonten Weißweine.

Schwerere Weißweine mit Holzfasstouch aus Australien oder blumige Sauvignon blancs dagegen kommen mit Spargel gar nicht zurecht - zumindest meiner Erfahrung nach. Das Angebot an hochwertigen Rieslingen ist in Deutschland glücklicherweise nach den Irrungen der 70er und 80er Jahre wieder riesig. Man erinnert sich mit Grausen an die Massen-Rieslinge von der Mosel, mal Zuckerwasser, mal essigsauer. Aus dieser Zeit stammte vermutlich meine frühere instinktive Vorsicht gegenüber deutschen Weinen. Das ist heutzutage glücklicherweise nicht mehr begründet.

Heute hat fast jeder Winzer, der was auf sich hält, genießbaren Riesling im Angebot, und die Bandbreite ist groß. Das geht vom Schoppenwein im Ein-Liter-Gebinde bis zu den Großen Gewächsen in der Champagner-Preisklasse. Ich kenne Leute, die prinzipiell und ausschließlich Riesling für Weinschorle verwenden. Am anderen Ende der Skala stehen Weine wie die Großen Gewächse des Renommierweinguts Bassermann-Jordan, die es mit jedem Chablis oder Puligny-Montrachet aufnehmen können.

Bitte keine falschen Schlüsse ziehen: Ich hatte bisher erst zwei oder drei Mal die Gelegenheit, solche Weine zu probieren, sie haben aber einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Der 2008 Fürstenfass Riesling der Weinkellerei Hohenlohe aus Bretzfeld in Württemberg ist als Qualitätswein ein Vertreter der bescheideneren Kategorie, allerdings mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Historisches

In der Weinkellerei Hohenlohe hat Riesling eine 30-jährige Tradition, und der Fürstenfass ist ihr Aushängeschild. Der Name soll an den geschichtlichen Hintergrund erinnern, dass der Fürst zu Hohenlohe einst seinen Zehntwein von den Bauern geliefert bekam. Diesen Wein füllte er in ein gigantisches Fass. Im Jahr 1752 mit 64.664 l Fassungsvermögen gebaut, zählt es zu den größten, je befüllten Holzfässern Deutschlands. Auch der Heidelberger Kurfürst hatte ein solches Fass, das noch größer war. Beide Fässer existieren noch heute. Ob die Bauern damals ihren besten Wein dafür rausgerückt haben, mag man jedoch bezweifeln. Außerdem muss dieses Gebräu im Vergleich zu heute, wo man bei Anwendung moderner Kellereitechnik peinlich auf Kühlung und Luftabschluss achtet, absolut grauenhaft geschmeckt haben. Man kann nur vermuten, dass es den Adligen damals in erster Linie auf den Alkohol ankam.

Verkostung

Im Glas präsentiert sich der Fürstenfass riesling-typisch blassgelbgrün, in der Nase ist er dezent-mineralisch. Gleich beim ersten Schluck merkt man, dass man einen sehr zugänglichen Vertreter dieser Gattung vor sich hat: Filigran, leicht, fruchtig, mit dezenter, ebenfalls riesling-typischer Säure, aber keine Spur von der manchen weniger ausgewogenen Rieslingen eigenen staubtrockenen Härte. Am Gaumen spürt man ein angenehmes, leichtes Prickeln, man kann sich den Wein gut als Winzersekt vorstellen.

Außerdem registriert man dankbar die wohltuende Abwesenheit modischer Holzfassaromen. Der Nachklang ist lang und leicht adstringierend, so wie sich das für einen Riesling gehört - eben perfekt zu Spargel. Die ideale Trinktemperatur lag im Selbstversuch bei 8-10 °C, der Fürstenfass Riesling zeigt sich jedoch robust gegenüber höheren Temperaturen. Das heißt allerdings nicht, dass man auf einen Flaschenkühler verzichten sollte. Dass der Wein einen Schraubverschluss hat, tut der Qualität dabei keinen Abbruch, es ist wohl eher Ausdruck schwäbischer Sparsamkeit und Effizienz (war 2009 noch so).

Bezugsquellen

Zu beziehen ist der 2019er Fürstenfass Riesling ab Weingut für faszinierend günstige 4,75 Euro.

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