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Portugiesischer Prosecco: Vinho Verde Encostas da Maia Branco und Vinho Verde Guimaraes Rosé 2009

von weinnase
10. Juni 2010

Vinho Verde
Mal ehrlich: Prosecco hat irgendwie was Versnobtes, spätestens seit dem Bully-Herbig-Film Der Schuh des Manitu, in dem Abahachis schwuler Zwillingsbruder Winnetouch bei jeder Gelegenheit mitten in der Prärie Prosecco schlürfen muss. Für mich ist Prosecco ein bisschen das Getränk der Wannabes und oft genug von trauriger Qualität, wirklich stilsichere Menschen trinken Winzersekt, Crémant oder eben Champagner. Wie gut für Individualisten, dass es weitere Alternativen mit einem erstaunlichen Preis-Leistungs-Verhältnis gibt.

Das Land der Wein-Geheimtipps Portugal hat auch hier was Passendes auf Lager, nämlich den Vinho Verde. Das ist nicht etwa "grüner Wein", und hat auch mit Grünem Veltliner nichts zu tun. Vielmehr stammt Vinho Verde aus dem Norden Portugals, wo das Klima für eine flächendeckend grüne Vegetation sorgt, wie Wikipedia weiß. "Grün" steht hier eher für "jung". Der Wein von dort hat einen leichten, spritzigen Charakter und moussiert leicht, die natürliche Kohlensäure entsteht beim biologischen Säureabbau.

Damit bietet der Vinho Verde in Sachen Leichtigkeit, Fruchtigkeit und Mundgefühl alles, was ein Prosecco hat, dazu ist er natürlich viel exklusiver - wenn man einem Prosecco-Schlotzer mal so richtig eins auswischen will. Ich habe mir zwei Vinho Verdes genauer angeschaut und natürlich probiert: Den Encostas da Maia Branco (weiß) und den Guimaraes Rosé (Link auf den 2019er, der Encostas da Maia ist aktuell leider nicht im Handel), beide Jahrgang 2009.

Vinho Verde Encostas da Maia Branco 2009

Zunächst zu dem weißen Kandidaten: Mit 10% hat er einen angenehm geringen Alkoholgehalt, ohne dabei schmalbrüstig zu wirken. Er ist vielmehr leicht und feinfruchtig, mit blassgelber Farbe, einem frischen, an Limetten erinnernden Bouquet und einer feinen Säure. Gekeltert wurde der Encostas da Maia aus der Rebsorte Loureiro, eine der typischen Vinho-Verde-Reben, sowie Pederna und Trajadura. Muss man nicht kennen, nur der Vollständigkeit halber. Es dominieren zarte Aromen, die manche vielleicht an grüne Äpfel erinnern. Charakteristik und Mundgefühl sind einem guten Prosecco absolut ebenbürtig, deshalb kann man die 6,50 €, die z.B. der Online-Shop O Vinho pro Flasche seinerzeit verlangte, nur als angemessen bezeichnen.

Vinho Verde Cooperativa de Guimaraes Rosé 2009

Der zweite Vertreter ist ein Rosé und stammt von der Cooperativa de Guimaraes. Auch er ist mit 10,5% Alkohol ein Leichtgewicht und von beeindruckend kräftiger Farbe. Gekeltert aus den Rebsorten Trajadura und Espadeiro, ist seine Charakteristik etwas eigentümlich, in meinen Verkostungsnotizen findet sich nur ein einziges Wort: Erdbeeren. Das stimmt von der Farbe über das Bouquet bis zum Geschmack. Ein wirklich sehr fruchtiger und origineller Wein und mit 6,09 € bei O Vinho (2019er Jahrgang) ein Schnäppchen. Das ausgeprägte Erdbeer-Aroma muss man allerdings mögen.

Fazit

Wer bei seiner nächsten Party einen besonderen Aperitiv servieren, die Prosecco-Fraktion zum Verstummen bringen und dabei auch noch Geld sparen will, der holt sich einen Vinho Verde. Es gibt sogar roten, der wird aber offenbar nur in seiner Heimat im Norden Portugals getrunken, in Deutschland ist er jedenfalls so gut wie nicht zu bekommen. In einigen Internet-Quellen wird er als tanninreich, herb und unzugänglich bezeichnet, so etwas macht mich immer neugierig. Wer doch welchen findet - das wäre dann richtig exklusiv ...

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