Foodblog - Gehoben, aber nicht abgehoben

Neue Serie: Italiens Weine. Teil 1: Carpineto Chianti Classico Riserva DOCG 2009

von weinnase
07. Juni 2014

Carpineto Chianti Classico Riserva 2009
Durch einen glücklichen Zufall (mehr wird nicht verraten ;-)) bin ich neulich in den Besitz einer Sechserkiste hochwertigen italienischen Weines gelangt. Ich fände es extrem unfair, diese schönen Weine ganz allein wegzutrinken und niemandem etwas davon zu erzählen, außerdem wäre das unter Gourmet-Bloggern extrem unüblich. Deshalb habe ich mich zu dieser neuen mankannsessen-Serie entschlossen. Zu jedem Wein soll es, wie hier üblich, eine Rezeptempfehlung geben. Am Ende der Serie, so die Idee, werden dann zwei komplette Menüs gehobener italienisch-mediterraner Küche mit korrespondierenden Weinempfehlungen stehen. Teil 1 widme ich dem Carpineto Chianti Classico Riserva 2009, einem klassischen Repräsentanten toskanischer Winzerkunst.

Das Weingut Carpineto

Die Kellerei Carpineto aus Greve in Chianti bietet eine breite und hochwertige Weinpalette an. Das Weingut setzt auf nachhaltige und schonende Produktions- und Keltertechniken, Biodiversität im Weinberg und erneuerbare Energien sowie modernste Analysemethoden. Carpineto lässt seine DOCG-Weine im Schnitt 6 bis 12 Monate länger reifen, als es die Verordnung vorschreibt. Sie sind auch im internationalen Maßstab mit 2,5 Mio. Flaschen jährlich wahrlich kein kleiner Betrieb und produzieren zu 95% Rotweine, die zahlreiche Auszeichnungen erhalten haben. Dies alles kann man auch auf der informativen Homepage nachlesen.

Der Wein

Bevor es an die Details zur Weincharakteristik geht, ein paar technische Daten: Der Carpineto Chianti Classico Riserva ist, wie es sich für einen Chianti gehört, aus mindestens 80% Sangiovese mit einem kleineren Anteil an Canaiolo und anderen nicht näher bezeichneten roten Rebsorten gekeltert. Er wird kontrolliert bei niedriger Temperatur vergoren und mindestens 12 Monate in Eichenfässern verschiedenen Fassungs-vermögens und verschiedener Herkunft (Slawonien und Frankreich), danach im Edelstahl- oder ausgekleideten Betontank ausgebaut und darf anschließend nochmals mindestens 10 Monate in der Flasche reifen, bevor er in den Verkauf kommt. Der Alkoholgehalt beträgt 13,5 Vol.-%.

Ebenso zahlreich wie die Bezugsquellen sind auch die Beschreibungen des Weines im Internet, die sich aber erfreulicherweise alle ziemlich einig sind. Zum Beispiel darüber, dass er eine rubinrote Farbe mit granatfarbenen Reflexen aufweist und ein elegantes, intensives, an Veilchen erinnerndes Bukett besitzt. Der Geschmack wird durchweg als samtweich, vollmundig und ausgeglichen beschrieben. Dem italienischen Weinmagazin Gambero Rosso war dieser Wein 2 Gläser wert. Empfohlen wird eine Trinktemperatur von 18-20 °C sowie den Wein in der Karaffe zu dekantieren.

Da stärkt es das Selbstbewusstsein, wenn man seine Verkostungsnotizen im Nachhinein mit diesen Beschreibungen abgleicht. Ich lese solche Beurteilungen immer erst im Nachhinein, um bei der Verkostung selbst unvoreingenommen zu sein. So war denn auch gleich nach dem Öffnen klar: Erstens sind 16 °C, meine sonst bevorzugte Rotweintemperatur, für diesen Wein zu kalt, und zweitens ist er trotz seines Alters von fünf Jahren noch etwas verschlossen. Ein Temperieren und Dekantieren rechtzeitig vor dem Genuss sei daher dringend empfohlen. Mit rechtzeitig meine ich in diesem Fall ca. eine Stunde, mehr braucht er nicht. Ich hatte mir die Hälfte in der Flasche für den übernächsten Tag aufgehoben, was den Geschmack aber nicht weiter verbessert hat.

Der frisch dekantierte Wein präsentierte denn auch zunächst das für tanninreiche Gewächse typische Bukett von Bittermandelaromen und Menthol, welches sich dann nach und nach aufschloss und immer komplexer wurde. Nachdem er sich etwas erwärmen und im Dekanter Luft schnappen konnte, entfaltete der Carpineto Chianti Classico dann einen eleganten Strauß von Aromen, darunter an Dörrpflaumen erinnernde, reife Röstnoten, sehr dezentes Barrique, eine dominante, aber angenehme Säure sowie lebendige, gut eingebundene Tannine. Mit einem Wort: Ein Chianti alter Schule, der dem Freund klassischer toskanischer Rotweine große Freude macht und ganz ohne das heute übliche Chichi mit überbordenden Vanille- und Holzaromen ("Biberwein") oder glattgeschliffener Säure auskommt.

Bezugsquelle

Carpineto-Weine erhält man in vielen gut sortierten Weinläden und Online-Shops. wein.cc nennt eine Reihe von Lieferanten in Deutschland. Wenn man ihn lieber vorher selbst probieren möchte, bekommt man den aktuellen 2016er Jahrgang (Stand 2021) bei Jacques' Weindepot für angemessene 16,20 Euro.

Rezeptempfehlung

Da gerade Spargelsaison ist, genossen wir diesen Chianti zusammen mit marinierter Lammhüfte, grünem Spargel, Balsamico-Portwein-Reduktion und warmem Kartoffelsalat. Resultat: Spargel und Rotwein passen prima zusammen! Gerade die dezenten Säurenoten aus Spargel, Salatdressing und Sauce harmonieren prächtig mit diesem Wein, und seine robuste Struktur kommt mit den kräftigen Aromen des Gerichts bestens zurecht.

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