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Die Weine zum mankannsessen-Weihnachtsmenü 2016

von weinnase
13. Dezember 2016
Die Weine zum mankannsessen-Weihnachtsmenü 2016

Als Sponsor für das diesjährige Weihnachtsmenü konnten wir den Kölner Weinhändler Rosário & Prange gewinnen. Die kleine Weinhandlung am Hermeskeiler Platz in Köln-Sülz wird von Dr. Teresa Rosário und Peter Prange geführt. Die beiden haben sich auf portugiesische Weine spezialisiert, aus dem Heimatland von Frau Rosário. Letztere hat an der Uni Geisenheim promoviert, ihr dort erworbenes Fachwissen und ihre Wurzeln in die alte Heimat nutzt sie für die Zusammenstellung eines wirklich nicht alltäglichen Weinsortiments.

Die Weine von Rosário & Prange sind fast durchweg Geheimtipps, die man kaum irgendwo anders bekommt, zumindest nicht in Deutschland. Die beiden geben sich gern geheimnisvoll-zugeknöpft, was Hintergrund-Infos zu ihren Weinen angeht. Und auch über eine Internet-Recherche gelangt man nur mit Glück an deutschsprachige Informationen. Für sämtliche Weine haben wir ansonsten online nur ausländische Bezugsquellen gefunden.

Leider führen Rosário & Prange derzeit auch keinen Online-Weinshop im klassischen Sinne, man kann dafür einen Newsletter abonnieren und per E-Mail bestellen. Das lohnt sich aber definitiv immer wieder, eine Blindbestellung ist fast ohne Risiko. Ich bin jedenfalls noch nie enttäuscht worden. Daher machen wir dieses Mal auch eine Ausnahme von der Regel, nur Weinhändler zu präsentieren, bei denen man online bestellen kann. Außerdem haben die beiden sich für das kommende Jahr fest vorgenommen, ihren Internet-Auftritt zu modernisieren.

Solar de Serrade Alvarinho 2014 Vinho Verde Reserva

Frau Rosários Empfehlung zu unserer aromatisch-pikanten Vorspeise, den Jakobsmuscheln in Pancetta mit Apfel-Chicorée-Gemüse, war ein ganz und gar ungewöhnlicher Wein, nämlich die Reserva-Variante des hier vor vier Wochen vorgestellten Vinho verde Solar de Serrade Alvarinho. Letzterer ist ein außergewöhnlich harmonischer, filigraner Wein, der sogar schon von keiner geringeren als Natalie Lumpp empfohlen wurde (leider nicht mehr online), sie bezeichnet die Weine von Solar de Serrade als "eine der besten der Region".

Die Reserva-Variante - wir verkosteten Flasche Nr. 231 von 10.000 - versprach, hier noch eine Schippe drauf zu legen. Ist das gelungen? Nun, eine faire Antwort ist wohl "teilweise". Zunächst präsentiert sich der Wein im Glas mit strohgelber, kräftiger Farbe, im Bouquet finden sich sowohl klassische gelbfruchtige Burgunderaromen wie Pfirsich und Aprikose, aber auch mineralische Noten. Die Leitrebe des Vinho verde, die Alvarinho, zeigt hier ihre typischen Aromen.

Am Gaumen fällt als erstes die sehr frische Säure auf, und wie sein jüngerer Bruder gibt sich auch diese Reserva filigran. Die Holznoten verleihen ihr eine sehr spezielle Struktur, die evtl. nicht jedermanns Sache ist. Auch das Verkostungsteam war sich uneins in der Bewertung, manche empfanden den Wein als nicht ganz ausgewogen. Für das eher deftige Gericht hätten evtl. etwas mehr Volumen und Restsüße nicht schaden können, denn er kommt trotz seiner 13 Vol.-% Alkohol knochentrocken daher.

Wichtig ist auf jeden Fall, ihn nicht zu kalt zu trinken, 14 °C sollten es schon sein. Der Wein ist definitiv eine Spezialität und ein echter Geheimtipp, im Internet findet man so gut wie keine Infos dazu. Wir haben nur einen eher knappen Blog in portugiesischer Sprache gefunden. In der Preisliste von Rosário & Prange wird er mit 15 Euro geführt.

Comenda Grande Reserva 2012 rot

Für den Wein zu unserem Hauptgang, dem geschmorten Kalbsbraten mit Morchelsauce, war ein echtes Schwergewicht angekündigt. Frau Rosário hat uns den Comenda Grande Reserva 2012 aus dem Alentejo ins Paket gelegt. Wir verkosteten Flasche Nr. 991 von 6.550 Flaschen, man kann ihn also fast als Boutique-Wein bezeichnen. Im Glas schimmert er granatrot, das Bouquet verströmt einen reichen Strauß von Aromen, darunter Tabak, reife Zwetschge, Pflaume, Brombeere und feine Röstnoten. Das findet sich alles auch am Gaumen wieder, hier zeigt sich der Comenda Grande Reserva filigran, komplex und vielschichtig, selbst mineralische Noten sind wahrnehmbar.

Der Wein verfügt trotz seines für eine Reserva vergleichsweise jugendlichen Alters über gut eingebundene Tannine, die mit schöner Fruchtsüße ausbalanciert sind. Die überaus stattlichen 15 Vol.-% Alkohol machen den Wein erstaunlicherweise nicht schwer, verleihen ihm aber eine gute Statur. Er verabschiedet sich mit einem grandiosen, langen Abgang.

Auf der Homepage des Weinguts findet sich dankenswerterweise ein deutschsprachiges Datenblatt. Dieses bestätigt die Verkostungsnotizen des Amateur-Verkosters erfreulich präzise. Man lernt, dass der Comenda aus Alicante Bouschet (70%) und Trincadeira (30%) gekeltert ist, welche laut Etikett biologisch angebaut und per Hand gelesen werden, und dass das Terroir aus Mediterraner Braune mit kristallinem Schiefer besteht. Außerdem verrät es Details zum Kelterverfahren, unter Anderem wurde der Wein 18 Monate in französischen Eichenfässern mit 1000 Liter Kapazität ausgebaut. Das Blatt listet nicht weniger als 17 Auszeichnungen bei verschiedenen Wettbewerben.

Auch für dieses Meisterwerk findet man ansonsten nur ausländische Lieferanten, z. B. sind wir auf dem Weinportal Portugalvineyards fündig geworden, was aber angesichts haarsträubender Versandkosten uninteressant ist. Dies war zweifellos einer der besten Weine, die wir je verkosten durften, die Idealbesetzung für einen Festtagswein, selbst zu den eher zarten Aromen unseres Kalbsbratens mit Morcheln. Bei Rosário & Prange bekommt man ihn für stolze 27 Euro. Auf den ersten Blick ein Liebhaberpreis, aber angesichts der gebotenen Qualität halten wir ihn für durchaus gerechtfertigt. Man gönnt sich ja sonst nichts. :-)

Quinta do Portal Ten Year Old Aged White Porto

Zum großen Finale, dem Zimtparfait mit Weinschaumcreme, durften wir dann noch einen ganz besonderen Wein kennen lernen, den zehn Jahre gereiften Quinta do Portal White Porto aus dem Douro-Tal. Um es vorweg zu sagen: Die kleine Flasche von 0,375 cl hat den Abend nicht überlebt. Das lag nur zu einem kleinen Teil daran, dass 10 cl davon die Basis unserer Weinschaumcreme bilden durften. Eine Entscheidung, die auf den ersten Blick banausenhaft wirkt, sich aber als überaus segensreich erwies. Details dazu kann man im Hauptartikel zum Weihnachtsmenü 2016 nachlesen.

Die Verkostungsnotizen sprechen für sich, wir vermerkten eine cognacfarbene Präsentation im Glas und für Bouquet und Geschmack nussige und malzige Aromen, Karamell, Trockenfrüchte, Honig und dezente Holznoten.

Auf der Homepage des Herstellers findet sich ein englischsprachiges Datenblatt mit detaillierten Infos. Z. B. verrät es dem interessierten Connaisseur, dass die Basisweine u. a. aus den Sorten Malvasia Fina, Gouveio und Rabigato gekeltert sind. Der Port hat die üblichen 20% Alkohol, einen Restzuckergehalt von ebenfalls nicht überraschenden 113 g/l und 3,4 g/l Säure.

Der Portal ist gleichzeitig der exklusivste des Verkostungs-Trios, es gibt insgesamt 4.064 Flaschen. Mit seinen blumigen, komplexen Aromen ist dieser Port mit seinen handelsüblichen Namensvettern aus dem Supermarkt in keiner Weise zu vergleichen. Das portugiesischsprachige Portal vinhoweb.pt (ein deutsch- oder englischsprachiges findet man nicht) erwähnt diesen Port als einzige von uns auffindbare Quelle, dort liefert man ihn allerdings erst ab sechs Flaschen. Rosário & Prange liefert ihn auch einzeln und für absolut angemessene 18 Euro pro Flasche, zzgl. Versand, ab 12 Flaschen (beliebig gemischt) auch versandkostenfrei.

Unseren Sponsoren an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für das nicht alltägliche, großzügige und edle Testpaket.

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